Nachdem wir eine zweite Nacht in unserem klapprigen Motel in Panguitch verbracht hatten und uns einen weiteren Tag im Bryce Canyon gespart haben, machten wir uns vormittags auf den Weg zu unserem nächsten Nationalpark: Zion. Über Zion hatte ich im Vorfeld auch kaum was gelesen und das war leider ein riesiger Fehler, den anscheinend viele „Erstbesucher“ machen. Das ging schon bei der Anreise los.
Der „Hauptteil“ von Zion, Zion Canyon, ist im Vergleich zu den anderen Nationalparks, die wir bis dahin besucht hatten, regelrecht winzig und der Hauptverkehr kommt vom Mount Carmel Highway zum östlichen Parkeingang. Das bedeutet natürlich auch, dass alle Autos und Busse sich auf einer einzigen Straße dahin schlängeln, die teilweise so eng wird und durch diverse Tunnel in den Felsen führt, dass der Verkehr nur einspurig fahren kann. Entsprechend voll ist es und man muss auf jeden Fall eine ganze Menge Fahrtzeit einplanen, was uns natürlich nicht im geringsten bewusst war – und dabei waren wir im September und nicht in der Hauptsaison im Hochsommer unterwegs!
Obwohl es unsere zeitliche Planung natürlich komplett über den Haufen geworfen hat, hat uns die langsame Fahrt aber überhaupt nicht gestört, ganz im Gegenteil. Die Landschaft, durch die man fährt, ist atemberaubend schön und quasi das erste Highlight von Zion. Es gibt viele Aussichtspunkte mit Haltebuchten entlang der Strecke, die man definitiv nutzen sollte. Auf der Strecke, aber noch vor dem Parkeingang, sind wir zum Beispiel auf eine riesige Büffelherde getroffen, was sehr beeindruckend war. Ich bin jedesmal wieder erstaunt, wie riesig diese Tiere eigentlich sind. Der letzte Abschnitt der Straße schlängelt sich in Serpentinen in das Tal hinunter und ich war an dem Tag so froh, nur der Beifahrer zu sein, weil ich die Nase nicht mehr vom Fenster bekommen habe.
In Zion selbst dürft ihr das eigene Auto nicht benutzen, sondern müsst auf die Shuttle Bus zurückgreifen, falls ihr zu einem bestimmten Punkt möchtet. Bei unserer späten Ankunft war der Besucherparkplatz natürlich schon brechend voll, deswegen mussten wir wenden und uns nach einer Parkmöglichkeit im dem südlichen Eingang vorgelagerten Örtchen Springdale umsehen – wo es auch ziemlich voll war. Ich will nicht wissen, was dort im Hochsommer los ist. Wenn ihr dort parkt, könnt ihr aber ebenfalls problemlos den kostenlosen Shuttle Bus nehmen, der euch in den Park bringt. Für einen Überblick über den Park könntet ihr übrigens auch einmal komplett mit dem Bus durchfahren, für die gesamte Strecke braucht ihr so ca. 80 Minuten, aber ihr könnt natürlich aussteigen, wo ihr möchtet. Die Busse werden übrigens mit Gas oder elektronisch betrieben, was ich super interessant fand. Sehr vorbildlich!
Da wir, wie gesagt, völlig unvorbereitet in den Nationalpark stolperten, entschieden wir uns dazu, einfach ganz entspannt am Virgin River entlang zu wandern und spontan zu schauen, wie weit wir gehen möchten oder was uns sonst noch so in den Sinn kommt. Die Wege dort unten sind eigentlich eher „Spazierwege“, sehr gut zu gehen und teilweise sogar asphaltiert. Dennoch solltet ihr euch für alle Fälle auch hier vorher aktuelle Parkinformationen im Visitor Center besorgen, falls euch doch spontan noch was anderes einfällt und ihr euch für einen anderen Weg entscheidet.
Nach den anstrengenden, langen Tagen vorher war diese Wanderung wirklich eine Wohltat und richtige Erholung. Überall huschten Eichhörnchen herum, wir haben Rehe und sogar eine Schlange gesehen. Der absolute Hammer! Packt euch auf jeden Fall ein ordentliches Mittagessen ein und nehmt euch die Zeit für ein Picknick am Flussufer!
Für den Rückweg entschlossen wir uns, nochmal eine kleine Wanderung einzubauen und entschieden uns ab der Haltestelle The Grotto, den Kayenta Trail zu nehmen, welcher in den Lower Emerald Pools Trail übergeht. Die Wasserfälle, unter denen man auf diesem Trail durchwandert, waren aber zu diesem Zeitpunkt schon relativ versiegt und meine Fotos davon leider grauenhaft, die Wanderung haben wir aber trotzdem nicht bereut, sogar ganz im Gegenteil. Im Sommer muss die Strecke wirklich traumhaft sein, wenn die Flüsse auch noch genug Wasser führen.
Die Narrows
Was ich im Nachhinein am meisten bereue verpasst zu haben, ist die Wanderung durch die Narrows. Unvorbereitet wie wir waren, wunderten wir uns auf unserer Strecke immer wieder über unzählige Menschen mit absolut identischen, sehr seltsam aussehenden Schuhen. Was war denn da schon wieder für ein Outdoor-Trend an uns vorbei gegangen?
Tja, hätten wir vorher mal ein bisschen mehr Planung in den kleinen Zion Nationalpark gesteckt, hätten wir wohl nicht einen der coolsten Trails unserer kompletten Reise verpasst. Durch die Narrows, dem schmalen Canyon, der sich an den Endpunkt unseres Spazierweges anschließt, führt nämlich der Riverside Walk – ein Trail durch den Canyon hindurch, der komplett nur im Flussbett verläuft.
Die seltsamen Schuhe der anderen Wanderer stellten sich im Nachhinein übrigens als Neoprenschuhe heraus, die man sich im Visitorcenter ausleihen kann – wenn man sich denn gerne feuchte Schuhe mit tausenden anderen Menschen teile möchte (yummy). Soweit ich weiß, verleiht man dort auch Wanderstöcke und andere Ausrüstung. Ich würde die Wanderung in normalen Wanderschuhen machen, auch wenn die dann eben für den Rest des Tages nass sind. Das muss man dann eben mit einkalkulieren und eventuell Wechselschuhe und -socken mitbringen. Ganz wichtig ist auch ein wasserdichter Schutz für den Rucksack und vor allem für Kamera und Handy, den man sich aber relativ günstig im Vorfeld bei Amazon kaufen kann.
Die Narrows sind mit der Haltestelle Temple of Sinawava der letzte Punkt, der mit den Bussen angefahren wird, daher beträgt die Fahrtzeit vom Visitorcenter aus (falls ihr nicht hin wandern wollt) ca. 40 Minuten. Da die Wanderung zu recht sehr beliebt und es daher ziemlich voll ist, müsst ihr euch auch auf relativ lange Wartezeiten einstellen, da die abfahrenden Busse natürlich immer direkt voll besetzt sind.
Bezüglich der optimalen Reisezeit würde ich tatsächlich aus dem Bauch heraus den Spätsommer wählen. Der Wasserstand war im September recht niedrig, früher im Jahr kann er bedeutend höher sein. Im Sommer befürchte ich Massen an Menschen – was ja aber leider nicht zu vermeiden ist. Wie der Wasserstand im späten Frühjahr, noch außerhalb der Hauptsaison, ist, weiß ich leider nicht, aber was ich auf jeden Fall noch bedenken würde, ist die jeweilige Wassertemperatur. Ihr wandert ausschließlich durch den Fluss und seid die ganze Zeit im Wasser, das kann im Zweifelsfall auf Dauer richtig kalt werden. Außerdem ist die Wanderung vom Winter bis ins Frühjahr hinein aufgrund der Wasserstände natürlich auch gesperrt, hier müsst ihr euch also auf jeden Fall im Vorfeld informieren.
Angels Landing
Angels Landing ist wohl einer der berühmtesten Trails überhaupt, weil man mit einer grandiosen Aussicht belohnt wird. Der Trail soll aber relativ schwer sein, da die Wege vor allem gegen Ende sehr eng, sehr steil und vor allem nur durch Ketten gesichert sind, weshalb für den letzten Abschnitt auch zu Handschuhen geraten wird. Inwiefern die Strecke wirklich „gefährlich“ ist, kann ich aber nicht beurteilen. Festes, den Knöchel stabilisierendes Schuhwerk und Ausdauer sind aber auf jeden Fall ein Muss und vor allem für den letzten Abschnitt darf euch die Höhe nichts ausmachen. Zudem ist der Trail mittlerweile wohl ziemlich überlaufen, was natürlich bei der Steigung nicht gerade förderlich ist, vor allem hinsichtlich des unweigerlichen Gegenverkehrs. Wir haben das im Yosemite Nationalpark auf einem Trail erlebt und man braucht teilweise schon Nerven, wenn man nicht absolut gefestigt in solchen Situationen ist.
Wir haben kurz überlegt, ob wir den Trail auf uns nehmen sollen, haben uns an dem Tag aber dann doch dagegen entschieden, vor allem, da wir abends noch eine ganz schöne Strecke vor uns hatte und uns daher nicht wieder komplett zerstören wollten. Nichtsdestotrotz, wenn ich nochmal vor der Wahl stünde und die Zeit dafür hätte, würde ich den Aufstieg zu Angels Landing auf jeden Fall machen. Die Aussicht muss grandios sein und wäre mir den anstrengenden Weg auf jeden Fall wert.
Alternativ würde ich die Wanderung zum Observation Point in Betracht ziehen, die nicht ganz so anstrengend sein soll, aber trotzdem gigantische Ausblicke bietet.
Fotografieren im Zion Nationalpark
Das Fotografieren in Zion war leider wirklich eine Herausforderung, da man mit extremen Lichtverhältnissen zu kämpfen hat. Den ganzen Mittag über knallt die Sonne in das Tal hinein und die meisten meiner Fotos waren leider komplett überbelichtet oder hatten extreme Schatten, was mich so frustriert hat, dass ich es irgendwann auch aufgegeben habe. Ich schätze, dass die beste Zeit zum Fotografieren tatsächlich erst am Nachmittag, wenn die Sonne zu sinken beginnt, anfängt. Allerdings wird es dann wiederum sehr schnell extrem schattig. Es ist wirklich nicht einfach. Wie es am Morgen aussieht, kann ich euch leider nicht sagen, würde aber vermuten, dass dies insgesamt die beste Zeit für schöne Shots ist.
Zion Nationalpark – zu Unrecht von vielen Touristen unterschätzt
Obwohl ich noch nicht einmal in der Lage eine „Nationalpark-Top-3“ festzulegen, da einfach alle wundervoll waren, Zion steht wirklich hoch im Kurs. Vielleicht lag es daran, dass wir, nach vielen, vielen Steinen und Felsen, endlich mal wieder Wasser und Grün gesehen haben, aber Zion war ein Traum. Die dicken Eichhörnchen, der Fluss, die Rehe, die Wasserfälle und die gigantische Aussicht über das Tal, es war wirklich wunderschön und ich verstehe gar nicht, warum über Zion so wenig gesprochen wird. Sollten es uns noch einmal in den Südwesten der USA verschlagen, wird auf jeden Fall eine Übernachtung in der Nähe geplant und die Narrows und Angels Landing auf jeden Fall nachgeholt, so viel steht fest!
Wir machten uns auf jeden Fall am späten Nachmittag noch auf den Weg in Richtung Las Vegas und übernachteten auf halber Strecke in St. George (Affiliate Link). Hierzu kann ich euch gar nicht viel erzählen, da wir dort wirklich nur geschlafen und uns am nächsten Tag wieder auf den Weg gemacht haben.
Infos und Karte
Hier findet ihr allgemeine Infos über den Park und hier die Karten.
Übernachtungsmöglichkeiten im Park
In Zion gibt es mehrere Campingplätze, teilweise wunderschön am Fluss gelegen. Wir sind an einem vorbei gekommen und ich sagte sofort zu meinem Mann, dass ich das auch mal wieder machen möchte. Klar, so ein Campingplatz ist auch immer voll und man hat nicht wirklich seine Ruhe, aber es hat definitiv seinen Reiz! Wobei ich, realistisch betrachtet, wahrscheinlich auch nach einer Nacht die Nase voll hätte von meiner romantischen Outdoor-Traumvorstellung… Ich mag Betten, Türen und Wände einfach ganz gerne. Im Hauptteil Zion Canyon liegen South Campground und Watchman Campground, beide kosten mit einem Zelt 20 $ pro Nacht.
Im Park selbst gibt es nur eine einzige Lodge, die ihr frühzeitig buchen müsst und die natürlich dementsprechend teuer ist. Zimmer bekommt ihr hier ab 215 $.
Unterkünfte in der Nähe
Wir haben uns danach schon weiter auf den Weg Richtung Las Vegas gemacht und im America’s Best Inn & Suites in St. George (Affiliate Link) übernachtet.
Weitere Übernachtungsmöglichkeiten in der Nähe (Affiliate Links)
Best Western Plus Zion West in St. Verkin
Clarion Inn & Suites in Hurricane
Rodeway Inn Zion National Park Area in Hurricane
Quality Inn Zion in Hurricane
Wollt ihr direkt in Springdale übernachten, müsst ihr auch mit 150 – 200 $ pro Nacht rechnen.
Bisherige Route
Insgesamt zurückgelegte Strecke: 1990 km
An diesem Tag zurückgelegte Strecke: 187 km
Unsere Mietwagen buchen wir über den Preisvergleich von Check24*.
Reiseführertipps (Affiliate Links)
Bereits erschienene Beiträge
San Diego
Palm Springs
Joshua Tree Nationalpark
Grand Canyon – South Kaibab Trail
Grand Canyon – Hermit’s Rest Route
Monument Valley
Antelope Canyon
Bryce Canyon
Sarah
22 November 2018Zion hatte ich gar nicht richtig auf dem Schirm, was für ein Fehler 😀 Die Narrows kannte ich gar nicht, aber die Bilder auf Google sehen ja wahnsinnig schön aus. Wir hatten auf unserem Westküsten-Roadtrip eine etwas andere Route und haben Bryce, Zion und Monument Valley ausgelassen, ich möchte das aber unbedingt irgendwann nachholen, deine Bilder verstärken das Fernweh nur noch.
LG, Sarah