Wenn man möglichst viel sehen will, sollte man tatsächlich schon morgens los fahren. Wir sind erst gegen ein oder zwei Uhr los gefahren, weil wir im Urlaub lieber ausschlafen, ausgiebig frühstücken und duschen und lieber alles langsam und gemütlich angehen, und waren im Nachhinein ein wenig traurig, weil wir nicht alles geschafft haben.Für den Zug nach Sintra haben wir für zwei Personen für die Hin- und Rückfahrt unter 10€ bezahlt. Die Fahrt an sich dauert ungefähr 40 Minuten vom Bahnhof Rossio aus und die Züge fahren im 30 Minuten Takt ab.
Direkt vor dem Bahnhof in Sintra fahren mehrere Busse ab. Einer davon, ich glaube, es war die Linie 434, fährt an allen wichtigen Sehenswürdigkeiten vorbei. Der Bus ist nicht so günstig, wie die Busse in Lissabon, aber ihr könnt mit eurem einmal gekauften Ticket immer wieder einsteigen und weiter fahren, ohne erneut zahlen zu müssen! Und mein wohlgemeinter Rat ist: nutzt diesen Bus auch. Zwischen den einzelnen Sehenswürdigkeiten ist einiges an Strecke zurückzulegen und es geht bergauf. Also wirklich bergauf. Und es gibt teilweise keinen Gehweg neben der Straße. Vom Laufen würde ich euch also dringend abraten, wenn ihr nicht den halben Tag lang wandern wollt (was bestimmt auch toll ist, aber die Zeit ist ja meist eher knapp!). Die Alternative sind natürlich Taxis und Tuk-Tuks, die ihr hier auch an jeder Ecke findet!
Die riesigen, 33 Meter hohen Schornsteine der Palastküche kann man über Kilometer hinweg sehen, was sie zumindest von außen zum absoluten Eyecatcher macht. Könnt ihr euch vorstellen, was in dieser Küche los war, dass es diese monströsen Schornsteine brauchte?
Der Nationalpalast vom Castelo dos Mouros aus betrachtet |
Die goldene Decke des Wappensaales |
Die Pfalzkapelle im Nationalpalast |
Auffällig sind auch die aufwändigen Deckenmalereien der verschiedenen Zimmer. Jedes Zimmer wurde unterschiedlich gestaltet, da ist z.B. der Schwanensaal mit Darstellungen von 27 verschiedenen Schwänen auf den Holzpaneelen, der Elsternsaal mit seinem Deckengemälde aus dem 15. Jahrhundert, auf dem 136 Elstern zu sehen sind, der Saal der Galeeren und die wunderschöne geschnitzte Holzdecke aus dem 15. Jahrhundert in der Pfalzkapelle, die ich persönlich am schönsten von allen fand.
Am beeindruckendsten ist aber ganz klar der golden strahlende Wappensaal. König Manuel hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die verschiedenen Familienwappen zusammenzutragen und zu katalogisieren, denn es gab früher kein Verzeichnis darüber. Diese Aufzeichnungen dienten als Vorlage für die 72 Wappen der einflussreichsten portugiesischen Familien, welche neben dem Wappen des Königs und denen seiner Kinder die Kuppeldecke des Wappensaales zieren.
Alles in allem fand ich den Palast sehr hübsch und interessant und bereue auf gar keinen Fall, dass wir ihn uns angeschaut haben. Ganz süß fand ich z.B. auch die kleinen Innengärten – ich will sowas auch zuhause haben!
Aber ich muss auch sagen: angesichts unserer knapp bemessenen Zeit und des recht hohen Eintritts von 10 € pro Person hätten wir ihn uns im Nachhinein aber doch besser gespart – die folgenden Sehenswürdigkeiten haben mir persönlich mehr gegeben! Sollte eure Zeit also auch eher knapp bemessen sein, überlegt euch vorher gut, was ihr unbedingt sehen möchtet und worauf ihr verzichten könnt.
Castelo dos Mouros – das Maurenschloss
Allein der Weg zu den Schlössern ist traumhaft |
Riesige Granitfelsen prägen das Bild |
Blick auf den Palacio da Pena vom Castelo dos Mouros aus |
Der sogenannte Königsturm, von dem aus man auf den Palacio da Pena blickt |
Der Exerzierplatz |
Es ist schon ein wenig abenteuerlich, auf den teils sehr schmalen Mauern über den riesigen Granitfelsen rumzuklettern, wo es auf der anderen Seite ab in die Tiefe geht – ohne hohe Gitter und nichts, aber die Aussicht von der Burgmauer und den Türmen ist atemberaubend! Da das Schloss auf einem der höchsten Punkte des Gebirges erbaut wurde und die Burgmauern, hat man einen Blick auf Sintra und die ganze umliegende Landschaft bis hin zum Atlantik!
Das Maurenschloss ist ein absolutes Muss in meinen Augen und ich bin immer noch total begeistert davon. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich finde es immer extrem befreiend, wenn man an solch einem hohen Punkt steht und eine so atemberaubende Aussicht auf das umliegende Land und sogar das Meer hat.
Palácio National da Pena
Die Fassade ist zudem quietschbunt in den verschiedensten Farben gestrichen, von Pastellgelb zu kräftigem Zitronengelb, von Hellblau zu Knallrot ist alles dabei. Der Palast ist völlig verrückt, aber genau das macht ihn auch so charmant und liebenswert. Viele mögen ihn bestimmt ziemlich „affig“ finden, mir dagegen gefällt er unheimlich gut! Warum denn nicht mal was anderes machen? Ist doch super, dass es auch damals Freigeister gab, die auf den üblichen Einheitsbrei gepfiffen haben! Ich jedenfalls muss schmunzeln, wenn ich Bilder davon ansehe, mich macht dieses bunte Gebilde fröhlich!
Die bunte Fassade des Palastes |
Die Balustrade im Innenhof ist ein beliebtes Motiv |
Der Uhrenturm |
Auch von hier aus hat man eine atemberaubende Aussicht |
Der Wehrgang bietet schöne Motive |
An den Zwiebeltürmchen erkennt man den islamischen Einfluss |
Ist das nicht traumhaft? Schade, dass wir dort nur noch so wenig Zeit hatten, ich hätte dort wirklich den ganzen Tag verbringen können.
Das Innere des Palastes blieb so erhalten, wie es im 19. Jahrhundert war, als der Adel aufgrund der Revolution aus Lissabon fliehen musste. Auch bei der Einrichtung ließ sich Ferdinand von unterschiedlichsten Stilen beeinflussen, was teilweise wirklich lustig anzusehen ist.
Meine Tipps für Sintra
Außerdem noch interessant und anscheinend weniger bekannt, ist ein verstecktes, verfallenes Kapuzinerkloster irgendwo mitten im Wald – aber danach habe ich mich gar nicht mehr weiter erkundigt, weil klar war, dass wir das zeitlich nicht hinbekommen würden.
Schneegloeckchen
20 Juni 2017Toller, ausführlicher Bericht mit sehr ansprechenden Bildern! Könnte mir sehr gut vorstellen, mal dort hinzufahren 🙂
LG von schneegloeckchen21.blogspot.de
Saskia
20 Juni 2017Oh es ist so toll dort! Du musst, du musst, du musst hinfahren!!
Incipedia by Shenja
21 Juni 2017Was für tolle Bilder! Schade, dass ich keinen Sommerurlaub mehr habe 🙁
Danke für den Bericht!